Samstag, 14. April 2018

Auf Wiedersehen, Vietnam!

Als ich am Abend mit dem Bus aus Sapa zurückgekommen war, habe ich etwas sehr Untypisches für das Old Quarter von Hanoi erlebt. Keine Roller auf den Straßen!

Wie ich später erfuhr werden jedes Wochenende einige Straßen für einen Wochenendmarkt und zahlreiche Aktivitäten für den Verkehr gesperrt. Was sonst stets mit einer gewissen Lebensgefahr verbunden war, erschien plötzlich ganz leicht - das Überqueren der Straßen oder auch nur am Rand Langlaufen.

Da ich das gerne nochmal erleben wollte, habe ich meinen Weiterflug von Hanoi nach Siem Reap in Kambodscha für Samstag anstelle schon für Freitag gebucht.

Hanoi Highlights

Den Rest der Woche habe ich natürlich gut genutzt. Auch für diese Tage hatte ich ein Bett im Babylon Garden In gebucht. Im neuen Zimmer habe ich dann gleich Mirka aus Tschechien kennengelernt, die gerade am Anfang ihrer Alleine-Reise durch Vietnam stand.

Ich habe zum ersten Mal eine Fahrt über Grab mit einem Roller gebucht. Das war ein tolles Erlebnis. In Vietnam kommt man einfach am schnellsten per Roller durch den Verkehr. Dort selbst zu fahren war allerdings nun wirklich keine Option für mich. - dafür ist der Verkehr viel zu verrückt. Auf dem Rücksitz eines erfahrenen Hanoi-Rollerfahrers war das für mich schon Abenteuer genug.

Am Nachmittag habe ich mir eine herrliche Massage im Omamori Spa gegönnt. Wieder eine Empfehlung aus dem Lonely Planet Vietnam. Hier massieren professionell ausgebildete Masseurinnen mit Sehbeinderung, die alle anderen Sinne wirklich besonders gut einsetzen. Absolut empfehlenswert!

Durch einen glücklichen Zufall und getrieben von plötzlichem Hunger habe ich das wohl beste Restaurant der Stadt für Bun Cha gefunden. Das zumindest hat mir eine nette Vietnamesin glaubwürdig berichtet, die gerade eine Food Tour für einen Deutschen veranstaltete.

Sie hat mir dann für den Abend noch einen Besuch in dem Café, in dem sie arbeitet, empfohlen.

Zusammen mit Mirka habe ich die Empfehlung glatt befolgt und wir hatten einen tollen Abend. Das Café heißt nicht von ungefähr The Railway Hanoi. Es befindet sich direkt an den Zuggleisen und mehrfach täglich fährt hier auch ein Zug vorbei.

Anders als beim Train Market in Bangkok fährt dieser Zug gar nicht mal so langsam vorbei und auch wirklich sehr, sehr dicht. Die Leute vom Railway Hanoi bereiten ihre Gäste jedes Mal sehr gut auf das bevorstehende Spektakel vor und erklären ganz genau, was zu tun ist: Ganz weit an die Hauswand stellen und möglichst nicht bewegen.

Nach diesem Café am Abend war das letzte Highlight für mich in Hanoi wieder ein Café. Es nennt sich das Note Café und macht ebenfalls seinem Namen alle Ehre. Hier liegen kleine bunte Klebezettel für alle Besuche aus, die mit lustigen oder klugen Sprüchen beschriftet und überall angeklebt werden können. Das Café ist schon völlig zugeklebt und sieht ziemlich einladend aus. Dazu gibt es noch einen Blick über den See mitten in Hanoi und einen ziemlich leckeren Eiskaffee.

Meine erste Fahrt mit Grab Moto


Museumsbesuch: Temple of Literature


Bun Cha im besten Bun Cha Straßenrestaurant der Stadt


Die gerösteten Hunde habe ich nicht probiert auch wenn sie in Vietnam als Delikatesse gelten


Abends mit Mirka


Achtung, der Zug fährt durch!

Ziemlich nah dran!

The Railway Hanoi

Abendlicher Blick auf den See mitten in Hanoi

Letzter Eiskaffee im Note Café

Überall kleine Notizen. Ich habe mich natürlich auch verewigt.



Auf Wiedersehen, Hanoi!


Ich muss zugeben, dass mir der Abschied nach den Tagen in Hanoi nicht ganz so schwer gefallen ist. Zwar hat mir die Stadt super gut gefallen mit den vielen Cafés, den Seen und zahlreichen Highlights. Aber dieser rauschende Verkehr und die Millionen von Rollern machen einfach auch müde.

Von Vietnam möchte ich aber gerne bald mehr sehen und auch die Mitte und den Süden des Landes einmal erkunden. Das steht ab sofort auf meiner Reise-Wunschliste.

Ich möchte meine neuen Reisefreunde nicht missen und empfehle jedem einen Besuch der vietnamesichen Haupt- und zweitgrößten Stadt des Landes. Ein paar Tage reichen aber voll und ganz aus, um die Atmosphäre einzufangen und anschließend begeistert weiterzuziehen.

Auf nach Kambodscha

Wieder ein Stempel mehr im Reisepass. Juhuu!




Freitag, 13. April 2018

Auf zur vietnamesischen Insel Cat Ba

Zurück in Hanoi hatte ich einen Tag lang Zeit mich voll und ganz jeglichem Touri-Programm zu widmen. Da ich nicht der größte Fan von Museen bin und mein Bedarf an Tempelbesuchen inzwischen bereits gedeckt war, habe ich mir einen lustigen und einen leckeren Programmpunkt ausgesucht.

Wasserpuppen Theater in Hanoi

Das Wasserpuppen Theater ist in Vietnams Kulturprogramm fest integriert. Da ich mir darunter wenig vorstellen konnte, habe ich mir nach einem ausgiebigen Spaziergang durch Hanois Straßen für 100.000 Dong (knapp 4 Euro) gleich ein Ticket für die Nachmittagsvorstellung gekauft.

Auch wenn ein paar meiner Sitznachbarn im Thang Long Water Puppet Theater einfach mal während der einstündigen Vorstellung eingeschlafen sind fand ich die Darbietung ganz reizend. Während die Mitte der Bühne aus einem Wasserbecken besteht, untermalen von rechts und links vietnamesische Künstler mit traditionellen Instrumenten und Gesang die Vorstellung. Innerhalb von 20 kurzen Akten wird ein Teil der Geschichte des Landes mithilfe der Puppen im Wasser nachgespielt.

Mir hat die Vorstellung gut gefallen und die Leute, die die Puppen und auch Drachen und kleine Kutschen und Bälle führen stehen wohl hinter der Bühne mit den Beinen tatsächlich auch im Wasser. Insgesamt ist das ganze Schauspiel schön anzusehen und anzuhören.


Vor dem Wasserpuppen Theater


Fotos waren nicht gestattet, daher nur ein Foto von der Broschüre, die es dazu gab.

Food Tour mit Huyen

Der leckere Teil des Tages begann dann für mich am Abend. Da mir die Stadtführung schon so gut gefallen hatte, hatte ich über Hanoi Free Walking Tours  gleich noch die Food Tour wieder mit der Studentin Huyen gebucht.

Insgesamt gab es fünf Gerichte zu probieren. Wobei probieren es nicht ganz trifft, da es jeweils eine volle Mahlzeit war. Hui, war ich satt!! Aber lecker war's.

Die vietnamesische Küche sagt mir gut zu. Es gibt meist viel mit Nudeln, dazu Gemüse und ziemlich viel Fleisch. Würzen und vor allem Schärfe hinzufügen bleibt in der Regel jedem Gast selbst überlassen.


Pho Bo - Nudelsuppe mit Rindfleisch. Mein Favorit!


Wachteleier-Omelett 


Austern mit richtig viel Käse überbacken


Huyen und ich und die Austern

Bun Cha - Vermicelli, Brühe und jede Menge speckiges Schweinefleisch vom Grill


Ein typisches Straßen-Restaurant, spezialisiert auf genau ein Gericht.

Auf zur Insel

Nachdem wir uns alle bei Mama Sa wiedergetroffen hatten, haben Verena, Matias und ich gleich beschlossen, dass wir unsere nächsten Tage gemeinsam planen wollen. Für uns alle stand die Besichtigung der Halong Bucht auf der Agenda.

Typischerweise buchen die meisten Touristen eine kleine Kreuzfahrt mit Übernachtung in Buchtnähe. Leider hatte ich von dieser Aktivität nicht viel Gutes gehört und suchte daher nach Alternativen.

Eine schönere Möglichkeit war schnell gefunden. Wir haben eine Kombination aus Bus und Fähre zur Insel Cat Ba gebucht und uns dort für zwei Nächte ein Hotel genommen. Im Dreierzimmer kostet die Nacht pro Person ganze zwei Euro. Zwar waren die Matratzen hart wie Holz, aber die Aussicht macht dem Namen des Hotels alle Ehre: Trang Anh Sea View Hotel.

Fähre nach Cat Ba

Aussicht auf den Hafen aus unserem Hotelzimmer


Am ersten Tag haben wir uns dann direkt noch an einen der Strände Cat Bas gelegt. Es gibt drei davon: Cat Co 1, 2 und 3. Da Nummer eins und zwei jeweils aufgrund von Großbaustellen gesperrt waren, wurde es für uns dann Cat Co 3. Auf Cat Ba werden viele neue Hotel gebaut. Für die natürliche Umgebung sieht es dort aktuell nicht so vielversprechend aus.

Da sich die Suche nach einem günstigen Taxi auf Cat Ba nicht sonderlich erfolgreich gestaltet hat, haben wir unser eigentliches Ziel für den Abend, das Cannon Fort, nicht mehr erreicht. Wie es der Zufall aber nunmal so möchte haben wir dennoch den perfekten Ort für einen perfekten Sonnenuntergang gefunden. Mit einem Hanoi Bier in der Hand konnten wir diesen dann von der Aussichtsmauer des Le Pont Hostel aus genießen.


Schöne Aussichten auf dem Weg zum Strand


Cat Co 3


Feierabend-Bier


Traumhafter Sonnenuntergang


Tagesausflug zur Lan Ha Bucht

Auf mehrfache Empfehlung unter anderem durch meinen Reiseführer (Lonely Planet Vietnam) haben wir für den zweiten Tag einen Tagesausflug zur Lan Ha Bucht gebucht. Auf der Tour bekommt man in der Ferne auch die Halong Bucht zu sehen, wenn das Wetter es zulässt. Im Gegensatz zur Halong Bucht sollte die Lan Ha Bucht aktuell noch deutlich weniger von Touristen überflutet sein und mindestens genauso schön anzusehen.

Auch wenn das Wetter keine perfekt klare Sicht zugelassen hat, kann ich dies durchaus bestätigen. Der Bootsausflug war wunderschön. Die Sicht auf die Lan Ha Bucht war eine absolute Wucht!

Wenn wir nicht gerade über das glasklare Wasser geschippert sind, dann konnten wir zwischendurch direkt vom Boot aus ins Wasser springen, schnorcheln gehen, Kayak fahren oder das leckere Mittagessen genießen. 

Den Ganztages-Ausflug hatten wir für 700.000 Dong (26 Euro) bei Cat Ba Ventures gebucht. Dieser Anbieter hat kleine Gruppen und fährt nicht die völlig überfüllten Haltestellen an, damit man die Aussichten auch wirklich in Ruhe genießen und auf sich wirken lassen kann.

Kurz vor Ende des Ausflugs haben wir noch ein traditionelles Fischerdorf besucht und einige Erklärungen zur Fischerei und Fischzucht von unserem coolen Guide Tom erhalten.



Lan Ha Bucht


Auf dem Boot durch die Bucht



Typisch Vietnam


Fischerdorf


Zurück an Land haben wir uns dann in einem der Restaurants direkt am Hafen einen Hot Pot gegönnt. Dieses Gericht steht oft in Vietnam auf den Speisekarten und ist für mich vergleichbar mit einem Fondue aus Brühe und Fleisch, Meeresfrüchten oder Gemüse. Es war zwar eine spannende Aktion, da wir nicht so recht wussten, wann was in den großen Topf kommt und wann es fertig ist, es konnte allerdings dennoch nicht meine persönliche Bestenliste an vietnamesischen Gerichten erreichen.


Hot Pot zum Abendessen


Frische Kokosnuss zum Nachtisch


Rollertour über die Insel

Vor unserer Rückfahrt hatten wir noch ein paar Stunden Zeit und wollten die Insel ein bisschen erkunden. Und wie geht das am Besten? In Vietnam natürlich mit dem Roller!

Ebenfalls eine der Aktivitäten, die ich mir für diese Reise fest vorgenommen hatte. Da ich bis dato erst ein paar Mal hinten auf einem Roller in Deutschland mitgefahren war, war mir das Ganze nicht so ganz geheuer. Ich wollte ganz sicher nicht zu einer der zahlreichen Verletzen aufgrund eines Rollerunfalls gehören.

Nun gut, wir haben uns also jeder einen Roller gemietet für knapp unter drei Euro für den halben Tag inklusive Sprit. Nach einer sehr knappen Einweisung durch den Vermieter ging es dann auch direkt los. Erstmal ganz langsam und dann weiterhin langsam. Aber es ging voran. Langsam eben.

Dann kamen ein paar Kurven, ein paar Steigungen, tolle Landschaften an der Seite und ein großartiges Gefühl. Inzwischen bin ich vom Rollerfahren fast so begeistert wie vom Tauchen. Wieder ein ganz besonderes Gefühl von Freiheit. Man sitzt gemütlich, hat einen wackeligen Helm auf dem Kopf, dreht einmal kurz am rechten Hand-Dings-Da und düst ganz einfach durch die Gegend.

Gefühlt sind wir mit 200 Km/h über die Straßen gejagt. In Wirklichkeit waren es vermutlich eher 20 Km/h, aber wer kann das schon so wirklich sagen. Tachometer funktionieren wohl in Südostasien grundsätzlich an Rollern nicht. Selbes gilt in der Regel auch für die Tankanzeige. Man fährt also einfach nach Gefühl.


Begeisterte Neu-Rollerfahrerin
Auf unserer Tour haben wir zwei Höhlen besichtigt. Eine mit einem netten Guide und die andere haben wir einfach eigenständig besichtigt, was mir nicht so ganz geheuer war. Am Eingang der Höhle saß niemand, den man hätte bezahlen können, aber der Weg in die Höhle war zu einfach, um ihn nicht zu gehen. Somit sind wir dann für mich sehr lange 20 Minuten mit unseren Handy-Taschenlampen durch die stockdunkle Höhle gelaufen. Immerhin gab es einen festen Weg, dem wir folgen konnten. An gruseligen Fledermäusen vorbei.

Abenteuer überlebt!



Führung durch den Hospital Cave


Unser Guide durch die Höhle


Die andere Höhle ohne offiziellen Eintritt und ohne Führung



Tolle Aussichten am Straßenrand


Patriotismus in Vietnam


Nachdem wir glücklich unsere Roller wieder abgegeben hatten, trennten sich dann unsere Wege. Matias und Verena sind gemeinsam weiter in Richtung Süden gefahren und ich habe den Rückweg nach Hanoi wieder per Bus und Fähre angetreten.

Auch das macht für mich eine gute Reise aus, wenn man allein unterwegs ist: Spontane Weggefährten, die zu Reisefreunden werden.


Auch der Bus fährt auf der Fähre mit, die Passagiere müssen allerdings aussteigen



Dienstag, 10. April 2018

Es war einmal ein ganzer erster Monat

Heute ist der 10. April 2018. Genau vor einem Monat bin ich in Bangkok gelandet und mein alleine-Abenteuer konnte starten.

Letztes Foto in Deutschland
Wie lang ist ein Monat?


Man könnte meinen, ein Monat vergeht wie im Flug. Und das ist er auch!
Gleichzeitig sind schon so viele Dinge passiert, die fast gar nicht in einen Monat passen.
Aber vor allem konnte ich in meinem ersten Monat unterwegs feststellen, ob dieses ganze Projekt hier überhaupt mein Ding ist: Alleine reisen, Südostasien, keine festen Pläne...

Projekt: Alleine Reisen 


Das Ganze klingt immer so romantisch - alles ist easy, man ist unterwegs, arbeitet nicht, lebt in den Tag hinein, lässt sich treiben und schaut einfach von einem Tag auf den nächsten, was so passiert.

Grundsätzlich passt der Großteil davon aber eigentlich gar nicht so zu mir - würde ich sagen.
Ich mache gerne Pläne, nicht immer allzu langfristig, aber dennoch - Pläne. Mir gefällt es, einen geregelten Alltag zu haben: Arbeit, Freunde, Familie, Aufstehen, Feierabend, zu Bett gehen... Und so weiter.

Das Ziel meiner Reise


Von dieser Reise hatte ich mir vorab ein bisschen erhofft, das Leben ein bisschen entspannter angehen zu können. Ich würde das Ganze jetzt nicht als den großen Selbstfindungstrip beschreiben. Das klingt nämlich schon wieder stressig. Zu reisen, um ein Ziel zu erreichen: sich selbst zu finden.
Und wenn's nicht klappt, was dann?
War die Reise dann nicht schön oder nicht gut oder lang genug?

Mir reicht's schon ein bisschen zur Ruhe zu kommen ohne Zeitdruck zu haben, keinen nächsten Termin, weniger Stress und dabei tolle neue Erlebnisse zu sammeln.

Reisen befreit Körper und Geist - so soll das doch sein oder?


Am Anfang, ich würde mal sagen so in den ersten zwei Wochen, habe ich immer mal daran gedacht und quasi auf den Moment gewartet, in dem ich endlich mal so völlig abschalten konnte.
Das kennt bestimmt jeder - den Urlaubsmodus einschalten und den Alltag erstmal  völlig hinter sich zu lassen. Dem einen gelingt es schnell, dem anderen vielleicht erst nach Tagen, Wochen oder Monaten.

Ich kann nicht genau sagen, wann der Moment da war, aber inzwischen bin ich tatsächlich völlig im Urlaubsmodus angekommen. Mehr sogar noch als das:
Ich bin im absoluten Reisemodus.

Auch wenn ich natürlich viel an mein Zuhause denke und mich freue mit meinen Freunden und meiner Familie zuhause in virtuellem Kontakt zu sein, genieße ich gerade jeden einzelnen Moment hier in der Ferne.

Muss man?


Anfangs dachte ich noch, ich müsste mich für die Reise anpassen oder ändern oder umstellen. Von Ort zu Ort und von Hostel zu Hostel tingeln, jeden Tag neue Gesichter, neue Geschichten und vor allem lange Nächte, viele Parties.

Für mich klingt das hauptsächlich anstrengend. Ich hatte also gehofft, dass es entweder nicht so sein würde oder es mir dann eben doch wieder ganz gut gefallen würde. Ich will das Thema eigentlich nicht mit meinem hohen Ende-20-Alter begründen... Aber mit Anfang 20 hatte ich wirklich noch mehr Spaß an den ganzen kurzen oder langen Nächten als jetzt.

Ich kann euch fröhlich verkünden: Man muss sich nicht verändern oder verbiegen oder überhaupt irgendwas machen, was einem nicht gefällt. Das habe ich jetzt festgestellt. Wenn man alleine reist, dann macht man einfach, was man will. Jeden Tag aufs Neue.

Und das macht wirklich Spaß!
Dabei sollte man natürlich immernoch freundlich zu seinen Mitmenschen sein. Das ist ja klar.

Ich genieße es total, dass ist an jedem Tag woanders sein kann oder einfach mal mehrere Tage am selben Ort verbringe. Ich kann neue Leute kennenlernen, mich verabreden oder einfach mal allein durch die Stadt schlendern.
Das klingt so einfach - und das ist tatsächlich auch einfach.

Momentan kann ich wirklich sagen, dass diese Reise eine meiner besten Entscheidungen war und ich will mehr davon!


Happiness. Cat Ba Island, Vietnam

Sonntag, 8. April 2018

Trekking & Homestay bei Mama Sa in Sapa

Am ersten Abend in Hanoi mit Esther und Verena habe ich gleich das vietnamesische Gericht Bun Bo Nam Bo für mich entdeckt. Hierbei handelt es sich um einen Salat aus Nudeln und Rindfleisch mit ein wenig flüssiger Brühe. Dazu gab es natürlich ein Hanoi Bier in einem kleinen, sehr lokalen Restaurant, in das uns Esther geführt hatte. Lecker!

Lokales Restaurant mit nur einem Gericht


Bun Bo Nam Bo

Stadttour mit Huyen

Für den nächsten Tag hatte ich über Hanoi Free Walking Tours eine geführte Tour durch Hanois Old Quarter gebucht. Free guided Tours kannte ich bereits von zahlreichen Städtereisen in Europa und war glücklicherweise in meiner digitalen Version des Lonely Planet Thailand drüber gestolpert, dass diese auch in Vietnam angeboten werden.

Somit holte mich pünktlich um neun Uhr die vietnamesische Studentin Huyen in meinem Hostel ab. Welch ein Service!
Huyen ist Anfang 20, kommt eigentlich aus der Ho Chi Minh Gegend im Süden Vietnams und studiert Tourismus in Hanoi. Vordringlich um ihr Englisch zu verbessern und natürlich für ein bisschen Taschengeld gibt Huyen regelmäßig Touren durch die Stadt, in der sie seit drei Jahren wohnt.

Die knapp dreistündige Tour war sehr interessant. Neben den wichtigsten Sehenswürdigkeiten hat mich Huyen auch durch eine kleine Gasse geführt und mir gezeigt, wie der Großteil der Bevölkerung Hanois so lebt. Mit Luxus hat das wirklich wenig zu tun. Hier wohnt eine ganze Familie in einem einzigen Raum ohne Fenster. Die sanitären Anlagen, wenn man diese so bezeichnen kann, werden mit allen Bewohnern der Gasse geteilt. Wie in zahlreichen Ländern, gibt es in Vietnam leider quasi keine Mittelschicht und somit ist der Abstand zwischen Arm und Reich erschreckend groß.

Huyen hat viele Einblicke in das Leben einer Studentin in Hanoi mit mir geteilt und ich konnte mich natürlich mit ihr über das Tourismusstudium gut austauschen. Zum Abschluss gab es noch einen köstlichen Kokosnuss-Eiskaffee in einem ihrer Lieblings-Cafés, einer Kette names Cong Caphe.


Huyen und ich mit Kokosnuss-Eiskaffee

Fahrt nach Sapa

Noch am selben Abend habe ich mich in den Nachtbus Richtung Norden gesetzt. Die kleine Stadt Sapa war mein Ziel und die Fahrt sollte knapp sechs Stunden dauern. Dieser Nachtbus hat den Komfort einer Busfahrt nochmal auf ein ganz neues Level gehoben. Auf zwei Etagen hat hier jeder seinen eigenen kleinen Bereich, in dem man Platz nimmt und es sich mit höhenverstellbarem Rückenteil gemütlich machen kann. Dazu gab es wieder Decken und Kissen und sogar eine kleine Ablagefläche. Perfekt für einen kleinen Serienabend!

Die Schuhe muss man gleich beim Einstieg ausziehen und in einer Plastiktüte mitnehmen. Eine sehr sinnvolle Aktion wie ich finde.

Der Bus fuhr überpünktlich um kurz vor 22 Uhr ab und machte um circa drei Uhr in der Nacht Halt auf einem abgelegenen Parkplatz in Straßennähe. Ungünstigerweise hatte man mich vorab nicht informiert, was es mit diesem Halt auf sich hatte. Ich war davon ausgegangen, dass man um kurz nach drei die Destination erreicht und aussteigen muss. Dem war jedoch nicht so. Der Busfahrer machte den Motor aus, öffnete die Tür und war dann verschollen. Alle anderen Mitfahrer schliefen. Somit konnte ich leider auch niemanden fragen, was nun los war. Nach etwa einer Stunde Ungewissheit bin ich dann einfach eingeschlafen.

Um kurz nach sechs war die Sonne zumindest schon aufgegangen und der Bus machte sich wieder in Bewegung. Anschließend kamen wir an einem kleinen Marktplatz an, wo dann nun doch alle ausstiegen. Hätte ich von dem Zwischenstopp vorher gewusst, wäre meine Nacht etwas ruhiger verlaufen. Aber naja, immerhin bin ich gut, wenn auch nicht sonderlich gut ausgeschlafen, angekommen.


Der Nachtbus


Jeder hat seine eigenen Sitz-, bzw. Liegebereich im Bus


Gemütliche Busfahrt


Mama Sa

Angekommen auf dem Marktplatz kamen direkt zahlreiche kleine Sapa Mamas auf mich zu. Darunter war auch meine Mama Sa. Die Frauen sind traditionell (keine Verkleidung!) gekleidet und bieten alle geführte Touren durch die Region an.

Aufgrund einer tollen Empfehlung von meiner Ibiza Freundin Olga hatte ich bereits vorab eine Trekking Tour mit zwei Übernachtungen im Homestay bei Mama Sa gebucht. Das Ganze nennt sich Mama Sa Sapa Homestay and Trekking und kostet für zwei Nächte inklusive Wandern, Übernachtungen und Verpflegung nur 900.000 Dong (knapp 35 Euro).

Die Frauen, die ihre Trekkingtouren anbieten sprechen zwar in der Regel ganz gut englisch, können es aber weder lesen noch schreiben. Die Buchungen finden so gut wie alle über Facebook statt und die Mamas machen Ort und Zeit mit den Teilnehmern per Messenger aus.
Nach einer kurzen und sehr herzlichen Begrüßung durch Mama Sa kamen direkt mehrere der anderen Frauen auf mich zu und drückten mir ihre Handies in die Hand mit der Bitte einige ihrer neuen Facebook Anfragen vorzulesen und möglichst auch darauf zu antworten. Das fand ich ziemlich witzig und habe den geschäftstüchtigen Frauen natürlich damit gerne ein bisschen unter die Arme gegriffen.

Nach einem Frühstück in der Nähe vom Marktplatz und einem Kennenlernen der Wandergruppe ging es dann direkt los auf die erste Wanderetappe. In meiner Gruppe waren Lorine & Daniel aus Deutschland und Lynn & Dave aus Deutschland und England. Lynn hat vietnamesische Wurzeln und spricht die Sprache, was uns in der ein oder anderen Situation sehr entgegenkam und gute Infos zur Region und dem Leben der Menschen dort beschert hat.

Mama Sa ging es leider nicht so gut in der Woche, daher hat sie ihren Sohn Su mit uns auf die Wanderstrecke geschickt, der sich auch sehr gut dort auskennt. Su ist 19 Jahre alt und war gerade seit drei Wochen mit seiner 15-jährigen Frau verheiratet, die nach der Hochzeit bei seiner Familien mit eingezogen ist. So ist es Tradition in den ländlichen Gegenden von Vietnam.



Trekking und Homestay in Sapa

Das Wetter an meinen drei Tagen in Sapa war sehr durchwachsen. Am ersten Tag hat es in Strömen geregnet. Als wir nach ungefähr drei Stunden im Haus von Mama Sa angekommen sind, mussten wir erstmal unsere Schuhe und Klamotten am kleinen Lagerfeuer trocknen. Das Feuer, hauptsächlich bestehend aus Kohle und feuchtem Bambus, hatte Su netterweise für uns angezündet. Die Wärme war schön, der Gestank und das Stechen in den Augen eher nicht so.

Im Haus von Mama Sa gab es zehn recht neu eingerichtete Gästezimmer mit Betten und sehr kuscheligen Decken. Ansonsten war die Einrichtung eher spartanisch, aber völlig ausreichend. Hier oben auf 1600 Metern Höhe gab es nicht viel zu tun. An diese Ruhe und das Nichtstun musste ich mich erst einmal gewöhnen. Dann allerdings war es wirklich sehr schön und entspannend.

Abends hat die Familien für uns ein sehr reichhaltiges Essen mit den unterschiedlichsten Gerichten aus Gemüse, Fleisch und Reis zubereitet und morgens gab es immer ein leckeres Frühstück mit Bananen, Omelette und Pancakes.

Die nächsten beiden Tage wurden zum Glück wieder wärmer, ohne Regen uns am Ende sogar nochmal stahlender Sonnenschein.

Wir sind viel gewandert, haben die Ruhe genossen, im Bett gelegen, uns unterhalten, am qualmenden Feuer gesessen und viel und reichhaltig gegessen. Es war spannend so viel vom Leben der Familie mitzukommen und ein schönes Gefühl dort so herzlich aufgenommen zu werden.

An Tag zwei und drei habe ich da oben dann noch Verena und Matias wiedergetroffen, die ich beide schon in Hanoi kennengelernt und denen ich jeweils auch Mama Sa bereits empfohlen hatte. Wir waren am Ende alle gleichermaßen begeistert.

Ganz abgesehen von dem netten Aufenthalt bei Mama Sa haben mich einfach die tollen Landschaften Sapas begeistert. Hier gibt es Reisfelder über Reisfelder, Ochsen, Ziegen, Nebel, Regen, Sonne, ganz viel Grün und Wasserfälle.

Meine drei Tage in Sapa waren fantastisch! Seht selbst:


Tag 1 kurz vor dem großen Regen


Oma Sa hat uns zusammen mit ihrem Enkel Su nach oben begleitet


Der erster Ochse auf dem Weg


Und dann kam der Regen


Reisfelder und Ochsen, die die Felder ordentlich durchtrampeln


Ankunft beim Haus von Mama Sa


Das feuchte Lagerfeuer


Der Blick von der Terasse



Das Abendessen ist angerichtet


Sohn Su macht Musik für uns auf einem traditionellen Instrument


Alle essen gemeinsam mit der Familie


Die Wandertruppe nach Tag 1 mit Mama Sa


Die Schule im Dorf


Blick über Sapa und die Reisfelder


Diese Mamas haben uns an Tag 2 auf der Wanderung begleitet


Auch wenn man das Wasser nicht sieht,
ich sitze oben an einem steilen Wasserfall


Der Weg über den Fluss zurück ins Dorf


Su röstet frische Chillies


Sus kleiner Bruder Bo


Eine Runde Reisschnapp für alle. Ganz schön stark!


Mama Sa und ich mit geringfügigem Größenunterschied


Frühstück am Morgen mit Sonne


Wanderung am letzten Tag. Endlich ist die Sonne da!


Und wieder Reisfelder


Auch am Sonntag ist Waschtag im Dorf


Ein braver Ochse


Die Frau und die Oma von Su

Sus kleiner Bruder Cho


Tschüss Sapa!
Es war sehr schön hier.