Sonntag, 8. April 2018

Trekking & Homestay bei Mama Sa in Sapa

Am ersten Abend in Hanoi mit Esther und Verena habe ich gleich das vietnamesische Gericht Bun Bo Nam Bo für mich entdeckt. Hierbei handelt es sich um einen Salat aus Nudeln und Rindfleisch mit ein wenig flüssiger Brühe. Dazu gab es natürlich ein Hanoi Bier in einem kleinen, sehr lokalen Restaurant, in das uns Esther geführt hatte. Lecker!

Lokales Restaurant mit nur einem Gericht


Bun Bo Nam Bo

Stadttour mit Huyen

Für den nächsten Tag hatte ich über Hanoi Free Walking Tours eine geführte Tour durch Hanois Old Quarter gebucht. Free guided Tours kannte ich bereits von zahlreichen Städtereisen in Europa und war glücklicherweise in meiner digitalen Version des Lonely Planet Thailand drüber gestolpert, dass diese auch in Vietnam angeboten werden.

Somit holte mich pünktlich um neun Uhr die vietnamesische Studentin Huyen in meinem Hostel ab. Welch ein Service!
Huyen ist Anfang 20, kommt eigentlich aus der Ho Chi Minh Gegend im Süden Vietnams und studiert Tourismus in Hanoi. Vordringlich um ihr Englisch zu verbessern und natürlich für ein bisschen Taschengeld gibt Huyen regelmäßig Touren durch die Stadt, in der sie seit drei Jahren wohnt.

Die knapp dreistündige Tour war sehr interessant. Neben den wichtigsten Sehenswürdigkeiten hat mich Huyen auch durch eine kleine Gasse geführt und mir gezeigt, wie der Großteil der Bevölkerung Hanois so lebt. Mit Luxus hat das wirklich wenig zu tun. Hier wohnt eine ganze Familie in einem einzigen Raum ohne Fenster. Die sanitären Anlagen, wenn man diese so bezeichnen kann, werden mit allen Bewohnern der Gasse geteilt. Wie in zahlreichen Ländern, gibt es in Vietnam leider quasi keine Mittelschicht und somit ist der Abstand zwischen Arm und Reich erschreckend groß.

Huyen hat viele Einblicke in das Leben einer Studentin in Hanoi mit mir geteilt und ich konnte mich natürlich mit ihr über das Tourismusstudium gut austauschen. Zum Abschluss gab es noch einen köstlichen Kokosnuss-Eiskaffee in einem ihrer Lieblings-Cafés, einer Kette names Cong Caphe.


Huyen und ich mit Kokosnuss-Eiskaffee

Fahrt nach Sapa

Noch am selben Abend habe ich mich in den Nachtbus Richtung Norden gesetzt. Die kleine Stadt Sapa war mein Ziel und die Fahrt sollte knapp sechs Stunden dauern. Dieser Nachtbus hat den Komfort einer Busfahrt nochmal auf ein ganz neues Level gehoben. Auf zwei Etagen hat hier jeder seinen eigenen kleinen Bereich, in dem man Platz nimmt und es sich mit höhenverstellbarem Rückenteil gemütlich machen kann. Dazu gab es wieder Decken und Kissen und sogar eine kleine Ablagefläche. Perfekt für einen kleinen Serienabend!

Die Schuhe muss man gleich beim Einstieg ausziehen und in einer Plastiktüte mitnehmen. Eine sehr sinnvolle Aktion wie ich finde.

Der Bus fuhr überpünktlich um kurz vor 22 Uhr ab und machte um circa drei Uhr in der Nacht Halt auf einem abgelegenen Parkplatz in Straßennähe. Ungünstigerweise hatte man mich vorab nicht informiert, was es mit diesem Halt auf sich hatte. Ich war davon ausgegangen, dass man um kurz nach drei die Destination erreicht und aussteigen muss. Dem war jedoch nicht so. Der Busfahrer machte den Motor aus, öffnete die Tür und war dann verschollen. Alle anderen Mitfahrer schliefen. Somit konnte ich leider auch niemanden fragen, was nun los war. Nach etwa einer Stunde Ungewissheit bin ich dann einfach eingeschlafen.

Um kurz nach sechs war die Sonne zumindest schon aufgegangen und der Bus machte sich wieder in Bewegung. Anschließend kamen wir an einem kleinen Marktplatz an, wo dann nun doch alle ausstiegen. Hätte ich von dem Zwischenstopp vorher gewusst, wäre meine Nacht etwas ruhiger verlaufen. Aber naja, immerhin bin ich gut, wenn auch nicht sonderlich gut ausgeschlafen, angekommen.


Der Nachtbus


Jeder hat seine eigenen Sitz-, bzw. Liegebereich im Bus


Gemütliche Busfahrt


Mama Sa

Angekommen auf dem Marktplatz kamen direkt zahlreiche kleine Sapa Mamas auf mich zu. Darunter war auch meine Mama Sa. Die Frauen sind traditionell (keine Verkleidung!) gekleidet und bieten alle geführte Touren durch die Region an.

Aufgrund einer tollen Empfehlung von meiner Ibiza Freundin Olga hatte ich bereits vorab eine Trekking Tour mit zwei Übernachtungen im Homestay bei Mama Sa gebucht. Das Ganze nennt sich Mama Sa Sapa Homestay and Trekking und kostet für zwei Nächte inklusive Wandern, Übernachtungen und Verpflegung nur 900.000 Dong (knapp 35 Euro).

Die Frauen, die ihre Trekkingtouren anbieten sprechen zwar in der Regel ganz gut englisch, können es aber weder lesen noch schreiben. Die Buchungen finden so gut wie alle über Facebook statt und die Mamas machen Ort und Zeit mit den Teilnehmern per Messenger aus.
Nach einer kurzen und sehr herzlichen Begrüßung durch Mama Sa kamen direkt mehrere der anderen Frauen auf mich zu und drückten mir ihre Handies in die Hand mit der Bitte einige ihrer neuen Facebook Anfragen vorzulesen und möglichst auch darauf zu antworten. Das fand ich ziemlich witzig und habe den geschäftstüchtigen Frauen natürlich damit gerne ein bisschen unter die Arme gegriffen.

Nach einem Frühstück in der Nähe vom Marktplatz und einem Kennenlernen der Wandergruppe ging es dann direkt los auf die erste Wanderetappe. In meiner Gruppe waren Lorine & Daniel aus Deutschland und Lynn & Dave aus Deutschland und England. Lynn hat vietnamesische Wurzeln und spricht die Sprache, was uns in der ein oder anderen Situation sehr entgegenkam und gute Infos zur Region und dem Leben der Menschen dort beschert hat.

Mama Sa ging es leider nicht so gut in der Woche, daher hat sie ihren Sohn Su mit uns auf die Wanderstrecke geschickt, der sich auch sehr gut dort auskennt. Su ist 19 Jahre alt und war gerade seit drei Wochen mit seiner 15-jährigen Frau verheiratet, die nach der Hochzeit bei seiner Familien mit eingezogen ist. So ist es Tradition in den ländlichen Gegenden von Vietnam.



Trekking und Homestay in Sapa

Das Wetter an meinen drei Tagen in Sapa war sehr durchwachsen. Am ersten Tag hat es in Strömen geregnet. Als wir nach ungefähr drei Stunden im Haus von Mama Sa angekommen sind, mussten wir erstmal unsere Schuhe und Klamotten am kleinen Lagerfeuer trocknen. Das Feuer, hauptsächlich bestehend aus Kohle und feuchtem Bambus, hatte Su netterweise für uns angezündet. Die Wärme war schön, der Gestank und das Stechen in den Augen eher nicht so.

Im Haus von Mama Sa gab es zehn recht neu eingerichtete Gästezimmer mit Betten und sehr kuscheligen Decken. Ansonsten war die Einrichtung eher spartanisch, aber völlig ausreichend. Hier oben auf 1600 Metern Höhe gab es nicht viel zu tun. An diese Ruhe und das Nichtstun musste ich mich erst einmal gewöhnen. Dann allerdings war es wirklich sehr schön und entspannend.

Abends hat die Familien für uns ein sehr reichhaltiges Essen mit den unterschiedlichsten Gerichten aus Gemüse, Fleisch und Reis zubereitet und morgens gab es immer ein leckeres Frühstück mit Bananen, Omelette und Pancakes.

Die nächsten beiden Tage wurden zum Glück wieder wärmer, ohne Regen uns am Ende sogar nochmal stahlender Sonnenschein.

Wir sind viel gewandert, haben die Ruhe genossen, im Bett gelegen, uns unterhalten, am qualmenden Feuer gesessen und viel und reichhaltig gegessen. Es war spannend so viel vom Leben der Familie mitzukommen und ein schönes Gefühl dort so herzlich aufgenommen zu werden.

An Tag zwei und drei habe ich da oben dann noch Verena und Matias wiedergetroffen, die ich beide schon in Hanoi kennengelernt und denen ich jeweils auch Mama Sa bereits empfohlen hatte. Wir waren am Ende alle gleichermaßen begeistert.

Ganz abgesehen von dem netten Aufenthalt bei Mama Sa haben mich einfach die tollen Landschaften Sapas begeistert. Hier gibt es Reisfelder über Reisfelder, Ochsen, Ziegen, Nebel, Regen, Sonne, ganz viel Grün und Wasserfälle.

Meine drei Tage in Sapa waren fantastisch! Seht selbst:


Tag 1 kurz vor dem großen Regen


Oma Sa hat uns zusammen mit ihrem Enkel Su nach oben begleitet


Der erster Ochse auf dem Weg


Und dann kam der Regen


Reisfelder und Ochsen, die die Felder ordentlich durchtrampeln


Ankunft beim Haus von Mama Sa


Das feuchte Lagerfeuer


Der Blick von der Terasse



Das Abendessen ist angerichtet


Sohn Su macht Musik für uns auf einem traditionellen Instrument


Alle essen gemeinsam mit der Familie


Die Wandertruppe nach Tag 1 mit Mama Sa


Die Schule im Dorf


Blick über Sapa und die Reisfelder


Diese Mamas haben uns an Tag 2 auf der Wanderung begleitet


Auch wenn man das Wasser nicht sieht,
ich sitze oben an einem steilen Wasserfall


Der Weg über den Fluss zurück ins Dorf


Su röstet frische Chillies


Sus kleiner Bruder Bo


Eine Runde Reisschnapp für alle. Ganz schön stark!


Mama Sa und ich mit geringfügigem Größenunterschied


Frühstück am Morgen mit Sonne


Wanderung am letzten Tag. Endlich ist die Sonne da!


Und wieder Reisfelder


Auch am Sonntag ist Waschtag im Dorf


Ein braver Ochse


Die Frau und die Oma von Su

Sus kleiner Bruder Cho


Tschüss Sapa!
Es war sehr schön hier.






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Kathi